Man liest ja nicht mehr nur auf solchen Seiten, welche primär von SEOs frequentiert werden, von googles neuem Motor, auch fachfremde Presse, sei es Spiegel-Online [ Artikel "Caffeine: Google auf Speed" ] sei es der Stern [ Artikel "Google - die Webmacht" ], raunt seit 09.2009 vom Suma-Doping. Google verspricht sich davon offenbar primär eine Verbesserung in punkto Geschwindigkeit und Umfang der indexierten Seiten. Nun fragt man sich, wo da für den User der Vorteil liegen soll. Zum Einen ist die Suche bereits mit der "alten" google-Version rattenschnell, es geht hier um Gewinne im Zehntelsekunden-Bereich. Zum Anderen mangelt es nicht an Informationen (indexierten Seiten) im Web, es gilt vielmehr, dem Suchenden relevante Informationen anzubieten; und diese Aufgabe hat google in der Vergangenheit mit Bravour geleistet. Worum geht es also wirklich?
Google hat in der Vergangenheit (etwa bis 2005) in regelmäßigen monatlichen Abständen die Indexe der proprietären Server, bzw. den Suchalgorithmus, aktualisiert, was die SEO-Gemeinde mit der Metapher google-dance belegte, da sich während des Updates oft über Tage Schwankungen auf den Serps googles beobachten ließen. Die SEO-Foren waren in entsprechenden Turni angefüllt mit aufgeregtem Geschnatter. Heute ist man dort ein wenig cooler, wenngleich diese Coolness weniger an den SEOs selbst festzumachen ist, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet ist, dass google den Suchalgorithmus laufend anpasst und es heute keine Suma-Tänzchen mehr zu bewundern gibt, was eigentlich ein wenig schade ist. Nun ja, ich darf hier von einer aktuellen Ausnahme berichten: google tanzt wieder.
Natürlich muss google und wird google, solange es diesen Suma-Betreiber geben wird (...eine Welt ohne google?...), sowohl den Kern seiner Maschine, also den Algorithmus und die Indexe, als auch die Infrastruktur aktualisieren müssen. Wie oben erwähnt, findet diese Anpassung heute laufend statt, und das funktionierte bislang prächtig: google ist noch immer die unangefochtene Nummer 1 am Suma-Markt und liefert im Mittel gute Ergebnisse. Von anderen Aktivitäten des Unternehmens, sei es Street View, Buzz oder auch nur die Adwords, mag man geteilter Ansicht sein, die Suchmaschine selbst macht jedoch nach wie vor einen guten Job. Warum also dieses große Update? Eine wesentliche Neuerung dürfte die Echtzeitsuche sein, mit der google auf das schneller werdende Web reagieren will. Diese soll aktuelle Meldungen aus sozialen Netzwerken, Nachrichtenportalen und microblogs wie Twitter in die Suchergebnisse einfließen lassen. Dafür ist eine Anpassung der Algorithmen bzw. der Software-Infrastruktur sicher erforderlich. Oder ist Caffine eine Antwort auf bing? Das scheint eher unwahrscheinlich, hat Microsoft mit den investierten dreistelligen Millionen-Beträgen doch kaum Boden gut machen können, vielleicht ein paar Prozent, und hält jetzt einen US-Marktanteil von ca. 10% gegenüber googles 65% [ comscore: comScore Releases October 2009 U.S. Search Engine Rankings ]. Aber vielleicht sagt man sich in Mountain View: "Währet den Anfängen!" und wagt deshalb den großen Schritt. Tatsache ist, dass Caffein vom Otto-Normal-Surfer kaum wahrgenommen werden wird, welchen Einfluss das Update auf die Serps haben wird, das wird sich zeigen oder zeigt sich gerade.
Eine Zeit lang setze google eine Testversion des neuen Updates in die hauseigene Sandkiste, damit SEOs, Webdesigner und andere Interessierte ein wenig damit spielen konnten (mittlerweile down). So richtig Aufregendes auf den serps konnte da nicht festgestellt werden. Aber das war eben nur eine Testversion, die auf einem DC googles lief... Interessantes gibt es nun vom wahren virtuellem Leben zu berichten: Seit Samstag den 20.02.2010 beobachte ich erhebliche Fluktuationen auf den obersten Plätzen der serps zu relevanten Keyword / Strings. Ich will das hier anhand zweier Domains erläutern; meine Hauptdomain ist ca. 10 Jahre online (ich weiß, das Archiv kennt sie nur zurück bis 2003) und behauptete über 3 Jahre Platz 1 für die Strings "website flensburg" und "webdesign flensburg" (google.de). Für letzteren ist das nicht mehr so, oder genauer: nicht immer. Er tanzte 3 Tage lang, manchmal im stündlichen Takt, von Platz 1 auf 2 und wieder zurück. An die erste Stelle hat sich anstatt ein Mitbewerber platziert, der mir vorher nie aufgefallen war und offenbar neu am Markt ist. Naja, wird man sagen, kommt vor - nothing is for ever. Stimmt, das allein ist sicher nicht markant genug, um ein großes Update zu belegen. Interessanter ist das, was mit der zweiten Site geschehen ist.
Vor etwa 2 Jahren habe ich die Domain homepage-flensburg.de reserviert und mit ein wenig Inhalt versehen (da steht heute kaum mehr als damals) und "vergessen". Als ich dann vor ein paar Wochen erfreut feststellte, dass sie mit dem String "homepage flensburg" bereits auf der ersten Seite zu finden war, habe ich ein paar Sätze und Verknüpfungen hinzugefügt. Diese Domain steht jetzt auf Platz 1 (google.de) vor der Stadt Flensburg, vor dem KBA usw. Sicher, Flensburg ist mit seinen gerade mal 90.000 People nicht eben eine Metropole, das Ergebnis erstaunt jedoch: Die Site hat kaum content und keine Backlinks. Ich werde mich über das Ergebnis nicht bei google beschweren, markant ist es jedoch nicht zuletzt wegen des guten Rankings und natürlich aufgrund der Tatsache, dass diese Veränderungen simultan für alle überprüften Server [ mit my google dance machine nachgeschlagene Ergebnisse auf 7 Servern ] war/ ist. Ich glaube jedoch nicht, dass die Position letzterer Site von Dauer sein wird, falls doch, dann wird man daraus ein paar interessante Schlüsse ziehen können - ich werde berichten. In diesem Kontext ist sicher auch die Domain 1e100.net interessant, die bei alexa mittlerweile #43 belegt.
EDIT: website-go ist seit etwa 1 Woche wieder stabil, homepage-flensburg war ca. 1 Woche auf Rang 2, seit heute auf Platz 4. [ 17.03.2010 ] EDIT: homepage-flensburg ist seit einigen Tagen stabil auf Platz 6 (www 1-3 und de) bzw. Platz 2 (dk, co.uk und com.ru)
Es hat ja schon beinahe ein wenig den Flair von Verschwörungen und Geheimbünden. Gleichwohl es kein Geheimnis ist, so hängt google die am 25.09.2009 eingerichtete Domain [ who.is-Eintrag ] 1e100.net nicht an die große Glocke. Es steht kein www-Server dahinter und pings weist die Domain geflissentlich zurück. Trotzdem hat sie bei alexa Platz 43 inne! Nanu? Was ist da im Busche? Ein kürzlich verfasster Forumsbeitrag zum Thema klärt auf: "Irgendwas ist immer im Busch". Das ist bestimmt richtig, aber hier ist das ein sehr, sehr großer Busch.
Blicken wir zurück auf die Gründung von google. Die beiden Studenten Brin und Page hatten damals die Idee, welche uns heute als die potente Suma unter dem bekannten Namen bekannt ist. Nur der fehlte damals eben der Name. Namensgeber war 1938 der neunjährige Neffe des amerikanischen Mathematikers Edward Kasner, welcher eine Bezeichnung für eine sehr große Zahl zu finden, nämlich 10hoch100. Das fand man an der Stanford University passend und aus Googol wurde google. (Angeblich war Sean Anderson, welcher damals, September 1997, die Namensrecherche ausführte, nicht eben ein Ass in punkto Rechtschreibung, recherchierte google.com anstatt googol.com und zementierte so den Namen, der heute in aller Munde ist. [ dazu David Koller auf seiner Website ]).
Soweit so gut und hinlänglich bekannt. Neu ist nun also die Domain 1e100.net. Goggle (DiBona) erklärt dazu: "Starting in October 2009, we started using a single domain name to identify our servers across all Google products, rather than use different product domains such as youtube.com, blogger.com, and google.com" [ theregister.co.uk "Google doppelgänger casts riddle over interwebs" ] Hm, dafür so ein Aufwand?
Eine Nachricht vom 22.02. sagt, dass google das OK der US-amerikanischen Energie-Regulierungs-Behörde (FERC) bekommen hat, Elektrizität zu Großhandelskonditionen einzukaufen. [ Meldung bei informatinweek.com ] Strom braucht man u.a. für PC. Google hat da eine Menge von. Tausende von Linux-Rechnern in Dutzenden Rechenzentren verarbeiten die Suchanfragen der User. Das verbraucht natürlich viel Strom. Noch mehr Rechner würden noch mehr Strom verbrauchen...
Google ist die Nummer 1. Und das soll auch so bleiben. Google streckt die Finger in alle Richtungen und wird dafür viel kritisiert. Der Kern und somit das Rückgrat ist der Suchdienst. Google wird alles daran setzen, dieses Geschäft da zu halten, wo es heute steht. Nie hat google Änderungen am Kerngeschäft in die Welt posaunt, man gab sich immer bedeckt, wenn Neuerungen in den Algorithmen oder an der Infrastruktur vorgenommen wurden. Offenbar erleben wir eben dies; es sieht nach einem großen Streich aus. Caffein hat den Algorithmus aufgepeppt und fit gemacht für ein umfassendes Aufrüsten und Ausweiten der Hardware: Spanner ist der Name einer von Jeff Dean im Sommer 2009 vorgestellten Plattform, die das Load-Balancing zwischen den ca. 40 google-Rechenzentren realisieren soll. [ Präsentation - PDF ]. Dieser Doku ist zu entnehmen, dass Spanner für den Einsatz von bis zu 10 Millionen Servern in Hunderten bis Tausenden global verteilten Locations ausgelegt ist [ Grafik "Design Goals for Spanner" ]. Das sind viele Rechner, und die brauchen viel Strom. Google scheint da was Großes vorzuhaben.
Wird das Auswirkungen auf die SEO-Branche haben? Wer wird deutscher Meister? Man wird sehen. Einiges kann man heute bereits darüber lesen, Vermutungen, Beobachtungen, Gemunkel - das Übliche. Eine dieser Vermutungen scheint jedoch gestern (22.02.2010) untermauert worden zu sein: Soziale Netzwerke gewinnen an Bedeutung, was den Hinweis auf die Echtzeitsuche bestärkt. [ Google Slurps Up Social Search Engine Aardvark ] Daraus folgern kann man, dass ein Engagement in diese Richtung nicht ganz falsch sein kann...
(23.02.2010) hberkner [ website-go.com ]
Es gibt eine nicht ganz aktuelle Untersuchung zum Thema Caffein im Web ;-)
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